„Die Männer mit den Augen einer Eule …“ - 2012

120218von Dirk "wer ist eigentlich dieser Steven King" Pasedag

Während sich die meisten noch überlegten, wann sie ihr Saison-Training starten sollen, weil sie durch die Ankündigung des frühen Starts der Enduro-Landesmeisterschaft endlich aus ihrem Winterschlaf wach gerüttelt wurden, warteten die Mitglieder des GELÄNDESPORT NORDOST Teams bereits sehnsüchtig auf die Durchführung ihrer ersten Veranstaltung – der Nachteulenfahrt.

Da diese aufgrund der nicht zu beeinflussenden Mondphasen verschoben werden musste (weil der Ersttermin auf kurz nach dem Vollmond fiel und somit deutlich zu hell und den Nachteulenteilnehmern unwürdig war), wurde aus der erhofften „Schnee-Nachteulenfahrt“ eine schlammige solche. Der bereits den gesamten Tag andauernde Regen konnte allerdings, und das gehört sich für einen richtigen Enduristen auch so, niemanden abschrecken, zumal die Temperaturen mit +3 °C ja nahezu Frühlingscharakter hatten und locker ´ne Dekade über denen der Vorwoche lagen.

Es starteten verletzuns-, urlaubs- und „weiß der Geier was noch“-bedingt zwar nur acht der gemeldeten 13 Fahrer, was der Sache selbst und dem zu erwartenden Spaß aber keinen Abbruch tun sollte.
Kurz vor Einbruch der Nacht, was in unseren Breiten und der aktuellen Position des Mutterplaneten im Orbit geschuldet ca. 17:45 Uhr bedeutet, schob sich der Tross in Richtung der Heimat der geheimnisvollen „Nachteule“ – dem wie eine schwarze Wand über den umliegenden Wiesen thronenden Pommeranian Forrest – profan wie landläufig auch einfach als Wald bezeichnet.

Die sich durch das Unterholz kämpfenden und fotolinsenbestückten Nachteulendokumentatoren vernahmen zunächst ein immer deutlicher werdendes Grollen und Sägen der vier- sowie zweigetakteten Fortbewegungsmittel. Aber schon bald wurde die Dunkelheit durchbrochen von gleißenden Lichtsäbeln der LED- und halogenerhellten Geländemaschinen. Zuckend rasen die Lichtkegel an Baumstämmen vorbei, lassen gerodete Baumkronen wie Bollwerke dichter Hecken plötzlich und wie aus dem Nichts auftauchen, brechen sich in Eispfützen und illuminieren die letzten Fetzen nicht mehr ganz weißen Schnees, der sich mit aufsteigenden Nebelschwaden vehement gegen den drohenden Tau-Tod zur Wehr setzt.

Der gefrorene und von harten Spurrinnen gezeichnete Erdmantel lässt kein Eindringen der schwarzen Kautschuk-Hufe der Stollen-Rösser zu und gibt den Fahrern mit seiner etwas mehr als marginal angetauten Oberfläche eine, an die Fahrtechnik höchste Ansprüche stellende, Herausforderung auf, die es so gut wie möglich zu meistern gilt. Wobei die innere Belustigung, sprich der Spaß an solcherlei Tun, keineswegs und im wahrsten Sinne der Formulierung auf der Strecke bleiben sollte - auch nicht in den zur ersten Erwärmung der Piloten angesteuerten Rückegassen, die sich gleich im halben Dutzend und mit in Anzahl und Glätte ausreichend bestücktem Totholz vor den Fahrern auftaten. Nun hat es derlei Gehölz allerdings an sich, den ambitioniert und optimistisch zu Werke gehenden Fahrer in seinem Tatendrang nicht unerheblich bremsen zu wollen und bisweilen gar einer (jedoch meist nicht der einzigen) Bodenprobe zuzuführen. Aber durch das im Großen und Ganzen erfolgreich verlaufene Bezwingen dieser von Menschen- oder besser Harvesterhand erzeugten aber dennoch irgendwie natürlichen Hindernisse ausreichend mit Adrenalin und Fahrfreude beseelt, konnte den Enduratoren mental nichts mehr etwas anhaben.

Motivatorisch derart gestärkt konnten dann die Sonderprüfungen folgen, ein ca. 3 km langer Singletrail im Wald, den es einmal und sodann ein weiteres jedoch in umgekehrter Richtung zu absolvieren galt. Zu den erwähnten Foto-Begleitern gesellten sich nun noch die funkweckergerüsteten Zeitnehmer, die auf den Sonderprüfungsabschnitten sekundengenau die währenddessen verronnene Zeit festhielten. Dann ging es wie schon vor den SPs im Konvoi (natürlich wieder über die Holzeinschlagwege mit dem mikadogleich aufgetürmten und glitschigen Nadelholz) zurück zum Hauptquartier wo (wie traditionell üblich) schon Gulasch- und natürlich auch Pils-Suppe auf die Mitstreiter warteten und auch die Siegerehrung erfolgen sollte.

Ich weiß, dass Eigenlob stinkt, deshalb lob ich an dieser Stelle auch meine Husky, denn wenn die Bedingungen richtig garstig werden, dreht die gute alte Dame offensichtlich ordentlich auf und spielt ihre Vorteile wie konkurrenzlose Traktion aufgrund des unübertroffenen Drehmomentplateaus gnadenlos aus. :o) Ich war ebenso überrascht wie begeistert von meiner Platzierung. Die Nachteulenfahrt 2012 hat auf jeden Fall bewiesen, dass es in unseren Reihen keine Weicheier gibt. Alle die sich der Sache gestellt haben, würden zwar von ausschließlich TV-Programm-konsumierenden Bevölkerungsschichten für nicht wenig verrückt erklärt werden, haben aber bewiesen, dass ihnen eine gewisse Leidensfähigkeit nicht fremd ist und sie trotz eher abschreckender denn einladender Bedingungen in der Lage sind, mit Präzision und Fahrkönnen zu glänzen und mit den Augen einer Eule, dem Wiesel gleich durch dichten Tann zu streifen und die Erfüllung in innerem Ausgleich und adrenalinbegründeter Zufriedenheit zu finden.

Gruß Dirk – wir sehen uns hoffentlich am 18. März auf dem Ziesa-Berg – da werden die Bedingungen dann wohl nicht ganz so außergewöhnlich … ;o)

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